Nach gleich mehreren Verschiebungen wurde „Der Herr der Ringe: Gollum“ im Mai dieses Jahres veröffentlicht und zog für die verantwortlichen Entwickler von Daedalic Entertainment einiges an negativen Folgen nach sich.
So entpuppte sich das Stealth-Adventure nicht nur als eines der schlechtesten Spiele des Jahres 2023. Darüber hinaus führte der Flop dazu, dass die Entwicklungsabteilung von Daedalic Entertainment komplett geschlossen wurde. In einem ausführlichen Special beleuchteten die Kollegen von Game Two die Geschehnisse rund um „Der Herr der Ringe: Gollum“ und ließen dabei ausgewählte Entwickler, die an dem Projekt beteiligt waren, zu Wort kommen.
Als eines der größten Probleme wird das überschaubare Budget genannt, das bei etwa 15 Millionen Euro und somit nur einem Bruchteil moderner Triple-A-Produktionen lag. Laut Paul Schulze, dem ehemaligen Senior-Developer und Technical-Director von Daedalic Entertainment, arbeiteten erfahrene und kompetente Entwickler, die ihr Handwerk definitiv verstehen, an „Der Herr der Ringe: Gollum“.
Angesichts des überschaubaren Budgets konnten allerdings auch diese keine Wunder vollbringen, wie Schulze ergänzte.
Es wurden offenbar Inhalte des Spiels versteckt
Weiter geht aus den Recherchen von Game Two hervor, dass aufgrund des Zeitmangels mehrere Charaktere und Zwischensequenzen, die noch nicht animiert werden konnten, einfach vor den Spielerinnen und Spielern versteckt wurden. Als Beispiel wurde eine Szene genannt, in der Gollum belauschen sollte, wie zwei wichtige Charaktere miteinander sprechen. Diese Szene wurde zwar aufgenommen, aber nie animiert.
Daher ließen die Entwickler Gollum einfach aus dem Fenster schauen und spielten eine Audioaufnahme ab, ohne die sprechenden Charaktere zu zeigen. Laut Schulze bestand die falsche Annahme der Verantwortlichen darin, zu glauben, zusätzliche Features und Inhalte realisieren zu können, indem den Entwicklern einfach etwas mehr Zeit eingeräumt wird. „Das ist unrealistisch, weil das darunter liegende Spiel das nicht unterstützt“, so Schulze weiter.
Weitere Meldungen zum Thema:
- Der Herr der Ringe Gollum: Patch 2.2 mit Verbesserungen und Bugfixes veröffentlicht
- Daedalic Entertainment: Entwicklungsabteilung wird nach Gollum-Flop geschlossen
Auch das System, in dem Gollum und sein früheres Ich Smeagol darüber streiten, welche Entscheidungen als nächstes getroffen wird, konnte laut dem Bericht nie fertiggestellt werden und wurde daher kurz vor dem Release durch eine improvisierte Lösung ersetzt.
So sollte die Mechanik ursprünglich aussehen
Der ursprüngliche Plan der Entwickler sah vor, dass sich die Diskussionen zwischen Gollum und Smeagol optisch an ihren Pendants aus den Filmen orientieren und wechselnde Kameraperspektiven zeigen sollten, um uns zu verdeutlichen, welche der beiden Persönlichkeiten gerade spricht. In der finalen Version von „Der Herr der Ringe: Gollum“ blieben allerdings nicht mehr als simple Textboxen übrig, bei denen das Charaktermodell von Gollum im Hintergrund schwebte.
Kurz nach dem Release des Stealth-Adventures folgte ein offizielles Statement mit einer Entschuldigung der Entwickler, das nahtlos an die lieblose Aufmachung des Spiels anschloss und in dem sogar der englische Name des Spiels, „The Lord of the Rings: Gollum“, teilweise falsch geschrieben wurde.
Wie zwei Quellen gegenüber Game Two bestätigten, stammte die Stellungnahme allerdings nicht von Daedalic selbst. Stattdessen soll der verantwortliche Publisher Nacon diese veröffentlicht und beim Verfassen des Textes auf das KI-Programm ChatGPT gesetzt haben. Ein Schritt, über den die Entwickler offenbar nicht in Kenntnis gesetzt wurden.
Related Posts
Weitere interessante Details zum Scheitern von „Der Herr der Ringe: Gollum“ und Aussagen der Entwickler entnehmt ihr dem Special von Game Two.
@Zockerfreak
Ohne Witz, du bist die erste Person die ich gesehen oder lesen konnte, das dir das Spiel Spaß gemacht hat.
Wo lag bei dir der Spaßfaktor in dem Spiel?
Ich bin wirklich neugierig mal etwas positives von jemandem zu hören der das Spiel aktuell auch wirklich gespielt hat.
@ Zockerfreak
Dann guck dir die Doku an. Is nich so dass bei Daedalic alles rosig war bis zum Gollum Release. Das war natürlich ein brutaler Nackenschlag der dann ausgereicht hat.
„und wegen eines gefloppten Spiel gleich die ganze Abteilung schließen ist auch nicht nachvollziehbar“
Siehste mal, wie schlecht es im Daedalic gestanden hat. Die haben ihre ganzen Karten auf dieses eine Spiel gelegt. Ausgehend von den Steamstats waren die Verkäufe underirdisch. Wenn das Spiel gute Wertungen bekommen hätte, wären vielleicht gerade so die Einnahmen eingespielt worden. Denn das Interesse bei den Spielern war ja eigentlich nie vorhanden.
Ich hatte größtenteils meinen Spaß mit dem Spiel,ja es hat seine Fehler aber das haben andere Spiele auch.Ich kann die heftige Kritik nicht verstehen und wegen eines gefloppten Spiel gleich die ganze Abteilung schließen ist auch nicht nachvollziehbar
@Stobbart86
Ich find ihn nicht schlecht. Macht eben beides (vermutlich) keinen Spaß.
Joah unvorstellbar aber sowas findet nicht nur in der Gaming Industrie statt. Das gibts in vielen deutschen Unternehmen. Es reichen ja einzelne Vorgesetzte die ihre Mitarbeiter derart ausbeuten. Da hilft halt nur sich wehren, den Absprung wagen oder mit der Öffentlichkeit drohen. Meist bedeutet das aber eine unbequeme Zeit deswegen wollen die wenigsten den Weg der Konfronation gehen.
@LaLiLuLeiLo
selten so was dummes und Zusammenhangloses gelesen wie deinen Kommentar.
*palmface
Gollum zu spielen ist ungefähr genauso interessant wie Ricarda Lang zu spielen.
Für die einzelnen Individuen, die keine Entscheidungsgewalt haben und auf einmal Teil dieser Situation waren, tut es mir leid. Das lässt sich für sie wirklich unter dem Begriff dumpster fire zusammenfassen, das KI-Statement ist dann noch die Krone.
Schade das es so kommen musste.
Aber bei so vielen Faktoren die schief gelaufen sind war auch nichts anderes zu erwarten.
Das Budget war so gering, dass man selbst für die Entschuldigung einsparen musste.
@Stobbart86
Und auch bei den Adventures hat Daedalic sehr Häufig auf die Taktik zurückgegriffen, schwere / teure Animationen immer „außerhalb“ der Kamera stattfinden zu lassen.
@Kayo
Daedalic hat bisher bis auf ein oder zwei games nur 2D adventures entwickelt. Die Entwickler hatten erstens nicht die Erfahrung in Sachen 3D Action-Adventure und hatten auch nicht so viel Personal um das umzusetzen, was die Chefetage verlangt hat. Da sehe ich eher die Schuld bei den Chefs als be der Entwickler Abteilung.
Echt brutal was da alles schief gelaufen ist. Kostet auf Amazon immernoch stolze 35€. Ich wollte es mir eigentlich irgendwann mal für 15€ holen und mir selbst ein Bild machen.
Manchmal ist die Grundidee schon so kacke, dass kein Geld und keine Zeit der Welt ein gutes Spiel daraus machen kann.
Auch interessant, wenn auch nicht neu: Daedalic soll mit Vorliebe Praktikanten und Berufsanfänger mit Mindestlohn verheizt haben – was zumindest auch von ihren Firmenbewertungen unterschrieben wird.
Lustig daran finde ich nur, dass G2 sich getraut hat, das zu erwähnen – hinsichtlich der Situation ihrer Produktionsfirma.
Eine KI geschriebene Entschuldigung…
Wow…
Was ist das jetzt,
Gipfel der Arroganz?
Oder der Ignoranz?
Oder der Trägheit?
Was auch immer es ist, ich finde es erbärmlich.
Ich habe das auch gesehen. Und ja, das stimmt schon alles, aber dass man als Entwickler die komplette Schuld von sich weist? Ich weiß ja nicht… Das war bestimmt nicht alles gut dort, aber natürlich haben die eigentlichen Entwickler auch Schuld daran, dass das Spiel nicht gut wurde, unabhängig von allem, was schief lief.
Ist schon eine sehr einseitige Reportage von Game Two.
Auch wenn das Spiel qualitativ gut wäre, würde es nicht wirklich viel Erfolg haben.
Da muss man realistisch bleiben.
Das ist kein Charakter den Leute zocken wollen in einem Herr der Ringe Spiel.
Die Doku von G2 ist extrem sehenswert! Kann ich jedem empfehlen.
Einfach traurig durch und durch.
Und das mit der KI-geschriebenen Entschuldigung lese ich zum ersten Mal. Heftig. Aber gut, sollte wenig überraschend sein, da Nacon nicht selten negativ auffällt.