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PS4-TEST: Bound By Flame

play3 Review: PS4-TEST: Bound By Flame

6.0

„Dark Souls 2“ ist Geschichte. „Dragon Age: Inquisition“ und „The Witcher 3: Wild Hunt“ lassen noch auf sich warten. Da kommt das Action-Rollenspiel „Bound By Flame“ gerade recht! Mit seinem rauen Fantasy-Stil sieht es aus wie der kleine Bruder von „Dragon Age“ und stammt obendrein von dem durchaus talentierten französischen Entwicklerstudio Spiders (bekannt durch „Of Orcs and Men“). Aber kann „Bound By Flame“ auch mit den großen Produktionen mithalten?

Was wir cool finden

Spannendes Kampfsystem, aber …
Action-Rollenspiele – lassen wir „Dark Souls 2“ mal außen vor – tendieren dazu, Superhelden in schimmernder Rüstung zu kreieren. „Bound By Flame“ macht dies nicht! Ganz im Gegenteil, pures Button-Mashing führt hier auf kürzestem Wege direkt zum Ladebildschirm. Denn die Gegner sind zahlreich, zäh und obendrein ganz schön mächtig. Söldner Vulcan sackt meist nach spätestens fünf Treffern zusammen.

Daher fordert „Bound By Flame“ Geduld und gutes Timing. Praktischerweise gibt es direkt zwei Kampfstile, mit denen ihr den Monstern zu Leibe rücken könnt. Mit dem Zweihänder richtet ihr schweren Schaden an, pariert Attacken und tretet Schilde aus dem Weg. Allerdings seid ihr auch unbeweglich und könnt nicht schleichen. Als Waldläufer dagegen attackiert ihr Feinde unbemerkt mit zwei Dolchen, fügt schnellen Schaden zu und könnt obendrein einen Satz nach hinten machen, um Angriffen zu entkommen.

Dazu lernt ihr nach etwa einer Stunde die ersten Magie-Fertigkeiten. Diese sind mit Feuerbällen und Schockwellen zwar stereotyp, bleiben aber trotzdem eine schöne Ergänzung. Als ebenso praktisch erweisen sich Sprengfallen. In den eng gebauten Abschnitten lockt ihr Feinde geschickt in ihr Verderben. „Bound By Flame“ spielt sich verhältnismäßig schwer, aber fordert mit starken Feinden und seinem tiefen Kampfsystem.

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Solides Crafting
Die schlechte Nachricht zuerst: In „Bound By Flame“ gibt es wenig nützliches Loot. Wer hier eine Flut von Objekten wie in „Diablo 3“ erwartet, hat das falsche Spiel gekauft. Waffen oder Rüstungsgegenstände entdeckt ihr selten, daher bringen solche Entdeckungen echte Glücksgefühle hoch.

Viel wichtiger sind allerdings die Ressourcen. Rohstoffe wie Leder, Metalle oder Blut findet ihr unter Steinen, in Kisten oder gar nach erfolgreichen Kämpfen. Mit ihnen könnt ihr im Crafting-Menü Gegenstände herstellen oder Waffen und Rüstung aufwerten. Tatsächlich spielt das Crafting hier eine besondere Rolle. Denn ihr könnt noch während des laufenden Gefechts Munition für die Armbrust oder Sprengfallen anfertigen und somit auf die Feinde reagieren. Das Crafting ist somit taktisches Mittel im Kampf und Spielfortschritt in einem. Eine clevere Idee!

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Schönes Monster-Design in schlauchigen Levels
„Bound By Flame“ ist kein Open-World-Rollenspiel. Ganz im Gegenteil, die Areale sind vergleichsweise eng gebaut und die Navigation von einer Aufgabe zur nächsten dank der übersichtlichen Mini-Map vergleichsweise simpel. Viel zu entdecken gibt es im Gegenzug allerdings auch nicht. Wirklich cooles Loot sucht man meist vergebens.

Doch so eintönig speziell die Sumpfgebiete zu Beginn des Spiels auch sein mögen, so beherbergen sie zumindest einigen Kreaturen, die weit über den 08/15-Höhlentroll hinaus gehen. Ganz egal, ob seltsam deformierte Fleisch fressende Pflanzen, mutierte Oktopus-Käfer oder widerliche Bossgegner – das Monsterdesign von „Bound By Flame“ ist gut gelungen. Nicht zuletzt, weil die Biester auch ganz schön aggressiv zu Werke gehen.

Was wir weniger cool finden

… mit zu vielen Ecken und Kanten
Allerdings werden die schlauchigen Levels einem in den Kämpfen immer wieder zum Verhängnis. Nicht selten bleibt Vulcan nämlich an irgendwelche Objekten hängen oder steht gar vor unsichtbaren Wänden. Warum er beispielsweise nicht frei klettern oder gar springen darf, ist mir ein echtes Rätsel. Stattdessen sind solche Aktionen nur an vorgegebenen Stellen möglich.

Insgesamt fühlt sich „Bound by Flame“ etwas ungelenk an. Das Fehlen echter Meidbewegungen beim Tragen des Zweihänders nervt. Und gelingt es mehreren Feinden gar, mich in die Ecke zu drängen, habe ich kaum eine Chance mich aus dieser Situation zu befreien. „Bound by Flame“ besitzt nicht diese gnadenlose Eleganz eines „Dark Souls 2“, sondern wirkt eher wie sein etwas unbeholfener Cousin vom Lande.

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Müdes Charaktersystem
Enttäuschend fällt das RPG-System aus. Es gibt nämlich keine Attribute oder Charaktereigenschaften. Mit einem Levelaufstieg verteilt ihr Punkte in den Fähigkeitenbäumchen für den Schwertmeister, den Waldläufer und den Pyromanen. Klingt aufregender, als es tatsächlich ist. Denn letztlich könnt ihr nur vier Fertigkeiten auf einmal nutzen und die meisten der besagten Upgrades verbessern lediglich bereits vorhandene Fertigkeiten. Erst wenn ihr einen Baum bis zur Spitze aufgefüllt habt, erhaltet ihr Zugriff auf eine Super-Kraft und schnetzelt Feinde als Waldläufer etwa in Zeitlupe nieder.

Ähnlich inkonsequent ist das Moralsystem. Denn entgegen aller Vermutungen verwandelt sich Vulcan nicht schleichend in einen Dämon. Vielmehr gibt es einige Schlüsselstellen im Spiel die darüber entscheiden, ob ihr als Feuerdämon oder als guter Junge unterwegs seid. Als Pyromane ist es deutlich spannender, allerdings ist euer Held auch anfälliger für Attacken der Feinde. Schließlich wird es einem Feuerdämon ziemlich heiß unter dem Kettenharnisch.

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Unsympathische Figuren mit Wachsmasken
Eine Welt vor dem Abgrund. Ein Held – halb Mensch und halb Dämon. „Bound By Flame“ klingt aufregend, verpasst aber die Chance, echte Emotionen zu erzeugen. Die Geschichte wirkt an vielen Stellen überstürzt. Taten haben kaum spürbar Konsequenzen, die Figuren wirken übertrieben rau und ungehobelt. Was bei „Gothic“ oder „Risen“ gut funktioniert, führt in „Bound By Flame“ nur zu Gleichgültigkeit. Der Konflikt erscheint nebensächlich und die Charaktere ungeheuer unsympathisch. Kein Grund, sich in deren Welt hinein zu versetzen.

Dabei spielt auch die Grafik eine entscheidende Rolle. Obwohl die Gesichter der Hauptfiguren annehmbar detailreich texturiert wurden, führt sie die nicht vorhandene Mimik direkt in das berüchtigte Uncanny-Valley. Sprich: Die Charaktere wirken künstlich und ihre Gesichter wie Masken. Dazu ist auch noch die deutsche Synchronisation unterdurchschnittlich gelungen, sodass es irgendwann kaum mehr einen Grund gibt, sich die Gespräche en Detail anzuhören.

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Unnütze Kameraden
Im Spielverlauf trefft ihr fünf Begleiter, die euch im Kampf gegen die weißen Horden begleiten. Wer jetzt aber denkt, ihr schart eine kleine Armee um euch und schnetzelt euch durch riesige Gegnermassen, sieht sich getäuscht. Denn stattdessen werdet ihr an Schlüsselstellen lediglich vor die Wahl gestellt, wen ihr mitnehmen wollt. Lediglich ein KI-Kollege steht euch im Regelfall zur Seite, an wenigen speziellen Stellen sind es gar zwei. Damit verspielt „Bound By Flame“ die Möglichkeit, ein Wir-Gefühl zu erzeugen.

Vielmehr sind die Begleiter absolut austauschbar. Die Dialoge sind langweilig und aufgrund der kaum vorhandenen KI halten sie meist lediglich als Prellbock für größere Monsterhorden her. Einzig die Hexe Edwen sticht aus der Masse hervor. Sie ist zwar ebenso unnütz wie ihre Kollegen, aber aufgrund der besten Charakterzeichnung deutlich interessanter.

Über den Autor:Olaf ist bereits seit dem Jahr 2000 als freier Redakteur im Bereich der Video- und Computerspiele tätig. So schrieb er u.a. von 2005 bis 2007 für die Printmagazine „play THE PLAYSTATION“ und die Schwestermagazin „Playstation – Das offizielle Magazin“ und „Games Aktuell“. Heute arbeitet er u.a. für „COMPUTER BILD Spiele“ und „www.spieletipps.de“ oder schreibt Specials und Tests für „playBlu“ von Computec.

System: PlayStation 4
Vertrieb: Focus Home Interactive
Entwickler: Spiders
Releasedatum: erhältlich
USK: ab 18
Offizielle Homepage:http://www.boundbyflame.com/

6.0

Wertung und Fazit

PS4-TEST: Bound By Flame

„Bound By Flame“ hätte das ideale Aufwärmprogramm vor „Dragon Age: Inquisition“ und „The Witcher 3: Wild Hunt“ werden können. Doch leider merkt man dem Spiel einfach an, dass Spiders immer wieder an seine Grenzen stößt. Viele Aspekte – wie beispielsweise das Charakter- und das Moralsystem – sind im Ansatz gut und spannend, sind aber nicht konsequent genug zu Ende gedacht und landen daher nur im Spielspaß-Mittelfeld. Aber trotz all der Schwächen ist „Bound By Flame“ kein RPG-Stinker. Besonders das Kampfsystem ist für sich genommen wirklich gelungen und lädt mit seinem hohen Schwierigkeitsgrad besonders fortgeschrittene Spieler ein. Dazu gibt es ein angenehm komplexes Crafting-System und eine halbwegs interessante Geschichte – auch wenn die ganz großen Höhepunkte fehlen. „Bound By Flame“ kann sicherlich nicht mit den ganz großen Produktionen mithalten, wird aber Action-Rollenspieler dennoch für zehn bis fünfzehn Stunden solide unterhalten.

Hotlist

Kommentare

Ridgewalker

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