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GRID im Test: Fährt das Rennspiel-Reboot mit Vollgas an die Racing-Spitze?

Knackige Kopf-an-Kopf-Rennen, schnittige Karossen und jede Menge Lackschäden: Codemasters „GRID“soll die Neuinterpretation des zehn Jahre alten „Race Driver: Grid“ sein. Fährt das Spiel damit der Konkurrenz hinterher oder setzt „GRID“ gar zum Überholvorgang an?

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7.5

Handelt es sich bei „GRID“ nun um ein Reboot oder eine komplette Neuerfindung des 2008 veröffentlichten Klassikers „Race Driver: GRID“? Die Wahrheit liegt wahrscheinlich irgendwo in der Mitte. Fest steht aber, dass Entwickler Codemasters mit dem seit dem 11. Oktober 2019 für Playstation 4 erhältlichen „GRID“ einen Mix aus Arcade-Flitzer und authentischem Fahrgefühl auf die Beine stellt. Dass man dem Spiel dabei allerdings das Erbe seines Vorbilds noch ansieht, wird dem Racer auch gelegentlich zum Verhängnis.

Was wir gut finden

Einfach und simpel

„GRID“ ist ein schnörkelloses Rennspiel. Das zeigt sich auch bei der Modusauswahl. Neben der freien Fahrt, in der ihr alle Fahrzeuge ausprobieren könnt, gibt es nur noch die Karriere. Anstatt dass wir uns beispielsweise mit einem Story-Modus oder gar Team-Management herumärgern, dreht sich hier alles um das Erreichen der GRID World Series. Zu diesem Zweck arbeiten wir uns durch insgesamt 104 Wettbewerbe in Kategorien wie Tourenwagen, Stock-Cars, Tuner oder GT.

Allerdings verlaufen die verschiedenen Events stets gleich ab, denn letztlich ist es nicht mehr als eine Reihe von Einzelwettbewerben. Als Motivation dienen dabei die über 60 Fahrzeuge. Ihr baut euch euren Fuhrpark auf und verschafft euch durch das gelegentliche Aufmotorisieren einen Vorteil. Erwartet keine offene Spielwelt oder gar tiefergehende Tuning-Optionen. Die Karriere ist extrem geradlinig. Immerhin: Credits verdient ihr euch während der Rennen durch Kombos, die ihr mit Hilfe von Drifts, Fahren im Windschatten und anderen Aktionen in die Höhe treibt. Aber Achtung: baut ihr einen Unfall, verliert ihr den Bonus.

Die Streckenauswahl kann sich durchaus sehen lassen. Denn neben bekannten Kursen wie Silverstone verschlägt es euch beispielsweise auch auf den hübschen Standparcours von San Francisco oder Barcelona. Codemasters bastelt aus den verschiedenen Locations geschickt eine solide Varianz an Strecken.

Die klare Stärke auf der Strecke

Allerdings ist das pure Rennspiel-Gameplay der Grund, weshalb sich der Kauf von „GRID“ lohnt. Dank verschiedener Einstellungsmöglichkeiten und Schwierigkeitsgrade mäandert das Spielerlebnis zwischen rassigem Arcade-Flitzer und gehobenerem Anspruch. Sehr schön: die verschiedenen Modelle unterscheiden sich spielerisch stark von einander. Ein Mini fühlt sich als gänzlich anders an als ein Muscle-Car oder ein Truck. Auch innerhalb der Fahrzeugklassen variieren die Boliden in Punkten wie Handling, Tempo und Beschleunigung.

„GRID“ zeigt auf der Strecke seine ganze Stärke. Die Steuerung erweist sich als angenehm direkt und technisch rangiert das Spiel ebenfalls im oberen Genre-Vergleich. Das Fahrgefühl – egal ob aus der Verfolger- oder aus der Stoßstangen-Perspektive – ist ausgezeichnet und die flotteren Boliden erzeugen einen guten Eindruck für die Geschwindigkeit. Dazu stellt „GRID“ auch die Widrigkeiten, also etwa Regen oder eine tief stehende Sonne, erstklassig dar und verpasst dadurch den Renn-Events einen individuellen Anstrich.

Nicht mit der Konkurrenz anlegen

Das wichtigste Feature ist allerdings das Nemesis-System und das bezieht sich auf die Mitfahrer-KI. Die Computer-Piloten agieren vergleichsweise natürlich und leisten sich auch gelegentliche Fahrfehler. Doch gerade auf den engen Stadtkursen kommt es immer wieder zu Kollisionen. Fallen diese allzu heftig aus, verwandelt sich ein zuvor neutraler Fahrer plötzlich zu einem Widersacher.

Im Klartext bedeutet das, er agiert noch aggressiver und verpasst euch womöglich auch mal einen saftigen Kick in die Seite. Das macht gerade potenzielle Kämpfe um Positionen oder die Spitze des Feldes besonders spannend und sorgt für einen Moment der Unkalkulierbarkeit. Dank des Rewind-Features kommt auch nur selten wirklich Frust aufgrund der Konkurrenz auf.

Was wir schlecht finden

Doch zu wenig?

„GRID“ gibt sich ganz bewusst sehr minimalistisch. Und genau deshalb werden viele Rennsport-Fans auch keinen Spaß daran haben. Wo sind die umfangreichen Tuning- und Individualisierungsoptionen? Wieso unterfüttert Codemasters die Karriere mit einem derart oberflächlichen Erfahrungs- und Belohnungssystem? Ja, in Sachen Langzeitmotivation hapert es bei „GRID“ gewaltig, denn abseits der Rennen gibt es eigentlich nichts zu tun. Das ist erfrischend und ernüchternd zugleich und jeder muss für sich selbst entscheiden, ob das den eigenen Spielspaß schmälert.

Teamkollegen ohne Sinn

Ein weiterer Nachteil der Karriere sind die Teamkameraden. Diese wählt ihr nach einigen Rennen aus. Sie unterscheiden sich natürlich in ihren Qualitäten und damit auch den zu bezahlenden Prämien. Der Vorteil: Wenn sie Erfolg haben, sichert euch das auf der anderen Seite ebenfalls Gelder, die ihr wiederum in neue Autos investieren könnt. Das Problem: Trotz verschiedener Werte besitzen die Piloten keine Persönlichkeit und machen auch im Rennen nur bedingt das, was sie eigentlich sollen. Letztlich sind sie nicht mehr als ein nettes Gimmick, das euch im Zweifelsfall noch ein paar Credits einbringt.

Zu wenig Online-Freiheiten

Einen Online-Modus besitzt „GRID“ natürlich ebenfalls. Jedoch fällt dieser ebenso unspektakulär aus wie die Karriere. Im Grunde sind es lediglich eine Reihe von Rennen, an deren Ende schließlich ein Wettbewerbssieger herauskommt. Wirkliche Experimente wagt Codemasters hier nicht und sollte in Zukunft noch dringend nachbessern. Sehr schade: Splitscreen-Modi fehlen ebenfalls.

7.5

Wertung und Fazit

PRO
  • gut umgesetzte Technik mit arcadigem Schadensmodell
  • spannendes Nemesis-Feature
  • tolles Fahrgefühl
CONTRA
  • kaum nennenswerte Tuning- und Individualisierungsoptionen
  • Karriere zu bieder präsentiert
  • Teamkollegen spielen keine große Rolle

GRID im Test: Fährt das Rennspiel-Reboot mit Vollgas an die Racing-Spitze?

„GRID“ folgt wirklich dem inzwischen zehn Jahre alten Klassiker „Race Driver: Grid“ und das bringt Vor- und Nachteile mit sich. Gerade die Karriere hätte etwas mehr Modernität und Komplexität vertragen können.

Hier mangelt es „GRID“ in Sachen Abwechslung, was sich wiederum negativ auf die Motivation auswirkt. Hobby-Bastler vermissen zudem Tuning und Individualisierungsoptionen. Stattdessen legt Codemasters den Fokus stärker auf das Geschehen auf der Strecke. Als pures Rennspiel überzeugt „GRID“ auf ganzer Linie und punktet mit gelungenem Gegnerverhalten, launig-arcadigem Schadensmodell sowie einem soliden Fuhrpark und einer guten Streckenauswahl.

Gerade die kalkulierbar aggressivere Fahrer-KI sorgt für Stimmung, auch wenn die eigenen Teamkameraden eher keine große Rolle spielen. Trotzdem: „GRID“ ist geradliniger Rennspaß und für Genre-Fans, die mal keine Lust auf Open-World haben, sicherlich einen Blick wert!

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Kommentare

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