Microsoft hat seine Strategie in letzter Zeit grundlegend geändert: Als erfolgreicher Multiplattform-Publisher bringt das Unternehmen seine Spiele nun auf alle gängigen Plattformen. Ganz nach dem Marketingslogan „This Is an Xbox“ soll zudem jedes Gerät zu einer Videospielkonsole werden können – sei es die limitierte Xbox Edition der Meta Quest 3S oder der kommende ROG Xbox Ally-Handheld von Asus.
Hinzu kommt das Gerücht, dass die nächste Xbox-Konsole mehr Ähnlichkeit mit einem PC als mit einer traditionellen Spielkonsole haben soll. All diese Entwicklungen führen vielerorts zu der Annahme, die klassische Xbox-Hardware stehe vor dem Aus. Besonders deutlich wurde zuletzt die Microsoft-Veteranin Laura Fryer, ein Gründungsmitglied des Xbox-Teams, die verkündete: „Die Xbox Hardware ist tot.“
Die Technikexperten von Digital Foundry sehen die Lage jedoch weniger dramatisch. Sie sind der Meinung, dass die Xbox-Hardware nicht am Ende ist, betonen aber, dass sich Spieler in Zukunft wohl auf große Veränderungen einstellen müssen.
Xbox als offenes Ökosystem?
Über die Zukunft der Xbox-Marke sprach das Team von Digital Foundry jetzt in seinem neuesten YouTube-Video (via PureXbox). Ihrer Einschätzung nach nehme Microsoft das Thema Hardware weiterhin ernst, strebe aber „große Veränderungen“ an.
Die Experten vermuten, dass die Xbox zukünftig eher wie die Windows Surface-Reihe funktionieren könnte: Statt einer einzelnen Konsole würden verschiedene Hersteller ihre eigenen Xbox-„Systeme“ produzieren. Eine einheitliche Xbox-Konsole, wie wir sie heute kennen, gäbe es dann nicht mehr.
„Wir kennen das vom Windows-Bereich mit Surface-Geräten: Microsoft ist dort zwar Teil des Ökosystems, aber längst nicht der einzige Akteur – sie sind einer von vielen“, erläuterte Oliver Mackenzie.
„Die Xbox hingegen hatte in ihren letzten vier Hardware-Generationen eine sehr klare Vision: Da war zum Beispiel die Xbox Series X, die eine ganze Generation lang unterstützt wurde, ein eigenes Konsolen-Betriebssystem hatte, exklusive Spiele bot und preislich mit der PlayStation konkurrieren sollte. Das ist jetzt anders, oder zumindest in wesentlichen Punkten nicht mehr diese Vision.“
Dem stimmen auch seine Kollegen zu, während Richard Leadbetter ergänzt, dass sich diese Strategie „an diesem Punkt wie der einzige Weg nach vorn“ anfühlen würde. Das würden auch Ankündigungen wie die des ROG Xbox Ally untermauern. Zudem gebe es „eigentlich keinen Grund für Konsumenten, eine traditionelle Konsole von Microsoft anzunehmen“, da die Vision „Xbox ist überall“ die Spiele ohnehin auf fast jedes Gerät bringe.
Kritik, Entlassungen und Microsofts neue Vision
Eine Vision, die jedoch nicht allen gefallen dürfte. Kritik gab es zuletzt auch vom ehemaligen Xbox-Manager Mike Ybarra, der 20 Jahre lang für Microsoft tätig war. Seiner Ansicht nach stecke die Xbox-Marke in einer Identitätskrise. „Es ist schwer mitanzusehen, wie Xbox scheinbar selbst nicht mehr weiß, wer es ist und wofür es stehen soll“, machte er Ende Juni in einem Social-Media-Beitrag deutlich.
In Sorge versetzt wurden Xbox-Fans außerdem erst kürzlich durch die nächste große Entlassungswelle bei Microsoft: Zuletzt strich das Unternehmen vier Prozent der weltweiten Belegschaft, sodass mehr als 9.000 Mitarbeiter ihren Job verloren. Betroffen war auch die Xbox-Sparte. Das Hardware-Team sei jedoch verschont geblieben, wie der Microsoft-Insider Jez Corden verlauten ließ. Demnach werde das Unternehmen seine Hardware-Ambitionen nicht reduzieren.
Schließlich kündigte Microsoft erst im vergangenen Monat eine strategische Partnerschaft mit AMD an, um eine Hardwareplattform zu erschaffen, die Konsolen, Handhelds und PCs vereint. „Es geht darum, euch eine Spieleplattform zu bieten, die immer bei euch ist, damit ihr die Spiele, die ihr wollt, auf allen Geräten spielen könnt, wo immer ihr wollt, und euch ein Xbox Erlebnis bietet, das nicht an einen einzigen Store oder ein Gerät gebunden ist“, so Microsofts Sarah Bond.