Review

Metro Exodus im Test: Wie gut ist der Story-Shooter wirklich?

Lust auf eine Odyssee durch das postnukleare Russland? Dann ist „Metro: Exodus“ genau das Richtige. Aber wie schlägt sich der einstige U-Bahn-Shooter in mit den neuen, offeneren Spielwelten? Der Test verrät euch, ob „Metro: Exodus“ als Story-Shooter überzeugt.

play3 Review: Metro Exodus im Test: Wie gut ist der Story-Shooter wirklich?

9.0

Dass wir in Zeiten von „Anthem“ und „Apex Legends“ noch einmal einen klassischen Story-Shooter vor die Flinte bekommen, grenzt fast schon an ein Wunder. „Metro: Exodus“ verzichtet auf jegliche Multiplayer-Inhalte und legt den Fokus stattdessen auf seine Kampagne.

Erstmals in der Geschichte der „Metro“-Videospielreihe orientiert sich „Exodus“ nicht mehr an den Büchern, sondern setzt auf einen eigenen Plot, der mit Hilfe des Autoren Dmitri Gluchowski umgesetzt wurde. Wie gut „Metro: Exodus“ tatsächlich ist, das erfahrt ihr im Test.

Was wir gut finden

Russland erleben

„Metro: Exodus“ entführt euch in die Weiten Russlands. Anders als seine Vorgänger spielt der Shooter nicht mehr im Moskauer Untergrund. Stattdessen bereisen Artjom, seine Frau Anna, die Spartaner und der Herr Schwiegerpapa Russland an Bord des Zugs Aurora.

Und auch wenn der Einstieg in das Szenario konstruiert wirkt, so ist das neue Setting diese kleine Schwäche absolut wert. „Metro: Exodus“ bringt nämlich deutlich mehr Abwechslung ins Spiel als seine Vorgänger, ohne jedoch an Spannung oder gar Horror einzubüßen.

Der wahrscheinlich beste Teil der „Metro“-Serie!

Nun bereist ihr nicht nur die verschneiten Wolgaregionen, sondern besucht später auch saftige Wälder und sogar Wüsten. Die Areale sind zwar längst nicht so riesig wie etwa in „Far Cry 5“, locken aber mit versteckten Bunkern und angenehm inszenierten Nebenmissionen zu längeren Exkursionen.

„Metro: Exodus“ sieht auf der PlayStation 4 Pro absolut fantastisch aus – trotz technischer Probleme (siehe unten). Und während die Außenareale dank dynamischer Tag- und Nachtwechsel bereits ihren Reiz besitzen, so bleiben die Innenlevels weiterhin herrlich klaustrophobisch und unheimlich.

Shooter mit Köpfchen

„Metro: Exodus“ sieht sich selbst zwar nicht als Survival-Abenteuer, nimmt aber durchaus einige Anleihen. Beispielsweise verzichtet das Spiel über weite Strecken auf Bildschirmeinblendungen und wer seine Waffen nicht regelmäßig reinigt, kämpft in ungünstigen Situationen mit Ladehemmungen. Dazu bleiben Elemente wie Strahlung oder auch vergiftete Luft ein Faktor. Wer im Gefecht seine Maske beschädigt, der muss diese per Tastendruck flicken. Ansonsten erstickt Artjom qualvoll.

Wenig verwunderlich überlässt euch „Metro: Exodus“ selbst die Entscheidung, wie aggressiv ihr vorgehen möchtet. Die Aurora dient als Basis: Hier präpariert ihr eure Ausrüstung, craftet Medi-Kits, baut an der Werkbank Aufsätze an die Waffen oder bastelt Munition zusammen. Leises Vorgehen bleibt auch diesmal das Mittel der Wahl, wenn es gegen Banditen oder humanoide Gegner geht. Die Dunkelheit erweist sich dabei als euer bester Freund und so löscht ihr Kerzen, Feuer und Lampen und wandelt im Schatten.

Wie versteckt ihr seid, zeigt euch das Licht an eurem Controller oder die kleine Leuchte an Artjoms Handgelenk an. Die Gegner-KI schwankte im Test zwischen Genie und Wahnsinn. Aufgeschreckt sind gerade Banditen eine echte Gefahr, da sie recht präzise schießen und Artjom schnell zur Strecke bringen. Auf der anderen Seite aber leisten sich die Kontrahenten auch viele Schwächen und reagieren nicht angemessen auf bestimmte Situationen.

Sehr schön: Ihr entscheidet, wann ihr beispielsweise ein Banditenlager angreift. Bei Nacht turnen zwar mehr Monster in der Außenwelt herum, Menschen schlafen dann jedoch und sehen obendrein schlechter. Manchmal lohnt es sich, die Zeit also per Nickerchen vorzustellen. Sehr schön: Ob ihr eure Gegner ausknockt oder brutal meuchelt hat im späteren Verlauf Einfluss auf die Geschichte und auf die Enden.

Darüber hinaus reagieren etwa Banditen darauf, wenn ihr euch blutig durch ihre Reihen schlagt. Sie ergeben sich dann nämlich, legen die Waffen nieder und bitten um Gnade.

Gute Aussichten und echte Emotionen!

„Metro“ bezieht seine Faszination nicht allein von seinen Features und der guten Spielbarkeit, aber vor allem von seiner Stimmung. Die Dialoge sind – trotz einiger Schwächen – emotional und gerade Fans der Serie erkennen immer wieder die Rückverweise auf frühere Teile und die Buchvorlage. Die Spielwelt selbst erscheint ungemein interessant und die vielen eingestreuten Nebenaufgaben und Zusatzinformationen ziehen uns immer tiefer in das „Metro“-Universum hinein.

Anders als befürchtet tut das offenere Szenario der Serie gut und erlaubt beispielsweise auch die Inszenierung friedfertiger und lebendiger Momente. Man spürt, dass sich die Welt von „Metro“ – trotz all der Monster und Verrückten – im Umbruch befindet. Das Spiel vermittelt die Illusion einer Reise und damit eines großen Abenteuers mit samt aller Unwägbarkeiten wie technischen Problemen bei der Aurora bis hin zu Konflikten zwischen den Figuren selbst.

Was wir schlecht finden

Ein gesichtsloser Held

„Metro: Exodus“ spielt im Verlauf der etwa 25-stündigen Kampagne geschickt mit den Emotionen. Immer wieder schwankt die Stimmung zwischen Untergang und Hoffnung. Doch in all dem Chaos bleibt Titelheld Artjom stumm. Besonders störend fällt dies bei den wirklich gefühlvoll geschriebenen Szenen mit seiner geliebten Ehefrau Anna auf: Während sie ihn mit Emotionen überhäuft, reagiert er nur mit einigen Gesten.

Auch wirkt er in der Interaktion mit dem Spartaner-Oberst und anderen Figuren längst nicht wie der kampfgestählte Rebell, sondern eher wie ein Untertan. Jeder scheucht ihn von einer Aufgabe zur nächsten. Artjom hätte mehr Persönlichkeit und mehr Tiefe gut getan. Eigentlich dient ein stummer Protagonist als klassische Identifikationsfigur für den Spieler. Das funktioniert in diesem Falle leider nicht.

Technische Probleme

So toll „Metro: Exodus“ auch aussehen mag, es besitzt technisch noch diverse Ecken und Kanten. Besonders störend fallen beim Starten des Spiels die Ladezeiten auf: „Metro“ lässt uns gerne weit über eine Minute vor der Konsole ausharren, ehe wie das Hauptmenü verlassen und in die Spielwelt eintauchen. Auch die Ladezeiten nach Bildschirmtoden sind mit jenseits der 30 Sekunden einfach zu lang.

Diese Problematik bricht die Immersion und zerstört die Atmosphäre. Im Test trafen wir darüber hinaus auf diverse unschöne Grafikpatzer. Gelegentlich ging die Bildrate leicht, aber dennoch spürbar in den Keller. Zwar blieb das Spiel kontrollierbar, aber der plötzliche Tempoabfall war trotzdem spürbar. Erschossene Gegner ragen allzu oft in andere Objekte hinein und auch sonst gibt es immer wieder Schwierigkeiten mit der Kollisionsabfrage.

Handling-Schwierigkeiten

Diese Problemchen bei der Technik finden sich bei der Steuerung wieder. Grundsätzlich bleibt das Gamepad-Layout überladen. Über die Schultertasten ruft ihr gleich zwei Kontrollkreuze auf, mit denen ihr beispielsweise Hilfsmittel wie das Feuerzeug oder auch Molotov-Cocktails auswählen könnt. Es dauert eine Zeit, ehe man sich daran gewöhnt und auch Kommandos wie etwa das Freiwischen oder das Reparieren der Maske verinnerlicht hat. Auch die Interaktion mit Objekten innerhalb der Umgebung oder auch beim Klettern wirkt gelegentlich noch ein wenig unsauber.

9.0

Wertung und Fazit

PRO
  • gelungener Mix aus offenen Gebieten und klassischer „Metro“-Atmosphäre
  • starke Atmosphäre
  • viele Freiheiten im Kampf inklusive Crafting und
CONTRA
  • technische Probleme
  • Gegner-KI mit Schwächen
  • bleibt erzählerisch hinter den Möglichkeiten zurück

Metro Exodus im Test: Wie gut ist der Story-Shooter wirklich?

„Metro: Exodus“ macht sicherlich nicht alles richtig. Gerade die Schwächen in der Erzählung und der Technik wiegen schwer und stören das Gesamtbild zumindest leicht. Auch Ungereimtheiten beim Gegnerverhalten und die gelegentlichen Handling-Probleme trüben den positiven Gesamteindruck. Davon abgesehen aber handelt es sich bei „Metro: Exodus“ um den besten Teil der erfolgreichen Shooter-Serie. Ganz egal, ob Inszenierung,

Umfang oder Abwechslung – Der Ausflug durch das endzeitliche Russland könnte spannender und vielschichtiger kaum ausfallen. Besonders die Möglichkeiten im Kampf gefallen uns ausgezeichnet – gerade in Verbindung mit den Crafting-Optionen. „Metro: Exodus“ ist trotz aller Komplexität zugänglicher als seine Vorgänger und besitzt einen besseren Spieleinstieg.

Trotzdem fordert es sehr schnell und als Spieler lernt man oft auch auf die harte Tour, was im neuen „Metro“ geht und was nicht. Doch genau diese Konsequenz zieht sich wie ein roter Faden durch „Exodus“ und deshalb erhält der Endzeit-Shooter von unserer Seite eine klare Kaufempfehlung!

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Kommentare

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