Review

Uncharted 4: Das Bombastspiel im Test

Schöner, besser, größer: Naughty Dog setzt mit dem vierten Teil der "Uncharted"-Serie neue Maßstäbe. Wieso Nathan Drakes vielleicht letztes Abenteuer die Konkurrenz ganz schön alt aussehen lässt!

play3 Review: Uncharted 4: Das Bombastspiel im Test

9.5

Was wäre Sony PlayStation ohne Naughty Dog und „Uncharted 4“? Die klare Antwort: Einige ganz herausragende Spiele ärmer. Denn das im amerikanischen Santa Monica beheimatete Entwicklerstudio zeichnet sich für einige der wichtigsten PlayStation-Titel überhaupt verantwortlich. Das Geschicklichkeitsspiel „Crash Bandicoot“ setzte 1996 auf der erste Playstation-Generation neue Maßstäbe. „Jak & Dexter“ kitzelten das Letzte aus der PlayStation 2 heraus. Und „The Last of Us“ bleibt eines der besten Action-Adventures überhaupt – ganz egal, ob im Original auf der PS3 oder als „Remastered“-Edition für die aktuelle Playstation 4.

Doch noch ein weiterer Name ist unwiderruflich mit dem prunkvollen Werdegang von Naughty Dog verknüpft: „Uncharted“. Auf die Abenteuer des Glücksritters Nathan Drake wären selbst Indiana Jones und Lara Croft neidisch. Am 10. Mai 2016 erscheint „Uncharted 4: A Thief’s End“ und bereits seit Längerem halten sich Gerüchte, dass dies der letzte Teil der Serie sein könnte. Wäre dem so, würde Nathan Drake in Würde abtreten. „A Thief’s End“ lässt es nämlich so richtig krachen!

Was wir gut finden

Die perfekte Besetzung: In „Uncharted 4: A Thief’s End“ feiert nicht nur ihr ein Wiedersehen mit Nathan Drake, der Actionheld selbst trifft überraschend seinen tot geglaubten Bruder Sam wieder. Doch die Freude hält sich in Grenzen, schließlich wird Sam vom Gangsterpaten Hector Alcazar erpresst. Für Sam geht es um Leben und Tod. Der einzige Ausweg scheint ein mysteriöser Piratenschatz, dem die Drakes bereits vor Sams Verschwinden auf der Spur waren.

Mehr verraten wir über die Geschichte hinter dem Abenteuer nicht. Die über 20 Kapitel führen Drake und Sam ein Mal rund um den Globus. Aber beinahe noch wichtiger als die fantastisch dargestellten Schauplätze sind die Charaktere selbst. Naughty Dog bringt sie alle zurück: Nathan, Elena und Sullivan. Gleichzeitig aber führen die Drehbuchschreiber mit Sam einen sympathischen Haudegen ein, der gerade in der Interaktion mit seinem Bruder für manchen Gag zu haben ist.

„Uncharted 4“ zieht einen blitzschnell in seine Welt hinein und schafft eine persönliche Bindung mit sämtlichen Figuren. Innerhalb der ersten Spielstunde gibt es den ersten Tränenmoment, später schmunzelt man über Nathans spöttische Kommentare und seinen Galgenhumor.

Uncharted 4

Das schönste Spiel der aktuellen Konsolengeneration: Einher mit dieser starken emotionalen Verbindung geht aber auch eine sensationelle Präsentation. „Uncharted 4: A Thief’s End“ ist das bis dato schönste Spiel für die Playstation 4. Die Zwischensequenzen glänzen mit tollen Gesichtsanimationen in ungeahnter Detailtiefe. Ganz egal, ob ein Zucken im Mundwinkel oder kleinste Lippenbewegungen – „Uncharted 4“ schafft den Sprung über das Uncanny Valley und lässt Filme und Videospiele miteinander verschmelzen.

Oft sind es gerade die Kleinigkeiten, die für einzigartige Momente sorgen.

Oft sind es gerade die Kleinigkeiten, die für einzigartige Momente sorgen. Etwa wenn sich Sam auf einer Abendveranstaltung ein Häppchen greift und es sich in den Mund schiebt. Wie detailliert hier die Animationen von Gesichtsmuskeln und Lippen umgesetzt wurden, ist einfach unglaublich.

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Das große Abenteuer: Zugleich sind aber die Charaktere nur ein Mosaiksteinchen in der nahezu makellosen Präsentation von „Uncharted 4“. Die Schauplätze und die dort eingeflochtenen Action-, Rätsel- und Kletterpassagen sind mindestens ebenso bedeutsam. Im Test harrten wir immer wieder kurz aus und bestaunten auf Aussichtspunkten die hübsche Skybox und die weitläufigen Landschaften.

Glücklicherweise geizt das Spiel aber auch nicht mit monumental dargestellten Momenten, in denen nicht selten die ganze Welt um Nathan Drake einzustürzen scheint. Die Masse an Effekten und die wirklich filmreife Inszenierung lassen einen immer wieder nahezu sprachlos oder wahlweise auch laut johlend vor dem Bildschirm zurück. Auch hier verzichten wir auf unnötige Spoiler: „Uncharted 4“ ist nämlich ein Spiel, das jeder selbst erleben muss.

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Stimmige Dynamik zwischen den Drake-Brüdern: Praktischerweise seid ihr übrigens diesmal nur sehr selten alleine unterwegs und erhaltet stattdessen Unterstützung durch Nates Bruder Sam. Immer wieder müsst ihr mit ihm interagieren, um beispielsweise Leitern zu erreichen oder Kisten zu schieben. In anderen Situationen hilft er euch im Kampf oder weist euch auf den richtigen Weg hin. Gerade bei Fahrzeugsequenzen – etwa per Jeep oder Boot – gibt er immer wieder Ratschläge und hilft einem so weiter.

Zum Glück ist die Präsenz des Computer-Kompagnons nicht störend und wirkt sich nicht negativ auf den Spielablauf aus. Vielmehr sorgt diese Konstellation immer wieder für nette „Buddy-Momente“ mit einer gehörigen Portion Humor. Ebenfalls schön: In „Uncharted 4“ ist der Foto-Modus direkt integriert – für die Bilderjäger unter euch.

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Runder, actionreicher, besser: Spielerisch setzt Naughty Dog auf das bewährte „Uncharted“-Prinzip: Gut spielbare Schusswechsel geben sich mit umfangreichen Umgebungsrätseln und jeder Menge Klettereinlagen die Klinke in die Hand. Im Vergleich zu früheren Teilen der Serie spielen diesmal die Shooter-Passagen allerdings nur die zweite Geige. In Drakes viertem Abenteuer verbringt ihr viel Zeit mit dem Erkunden der enorm weitläufigen Areale und mit schwindelerregenden Klettereinlagen.

Dabei vereint „Uncharted 4“ alle Elemente früherer Teile: Vom Haken bis zum Kletterseil. So schwingt ihr euch wie Tarzan an Ankerpunkten über Felsschluchten oder seilt euch in die Tiefe ab. Zwischendurch gibt es erneut nette Rätsel, die ihr mit Hilfe von Nate Notizbuch löst. Diese sind für unseren Geschmack einen Spur zu simpel, da besagtes Tagebuch und die Charaktere selbst die Lösung fast schon vorgeben.

Naughty Dog balanciert schnelle Actionpassagen und ruhige Momente geschickt aus. Dadurch gönnt man euch auch Verschnaufpausen. Erstmals habt ihr zudem die Wahl, ob ihr schleichen oder gleich drauflos ballern wollt. Die Stealth-Mechanik ist sicherlich nicht fehlerfrei, doch das Verstecken im hohen Gras oder hinter Mäuerchen ist eine solide Ergänzung. Die Ballerpassagen spielen sich runder als zuvor. Die Deckungsmechanik funktioniert ordentlich, auch wenn sich Nate nicht immer sofort an die nächste Wand drückt. Insgesamt wirkt „Uncharted 4“ besser durchdacht, stimmiger ausbalanciert und einfach besser als seine Vorgänger.

Was wir schlecht finden

KI-Aussetzer und Klon-Krieger: Genau deshalb gibt es auch nur wenige echte Kritikpunkte. Die Gegner-KI etwa weist durch die neue Stealth-Funktionalität einige Schwächen auf. Besonders auf mittlerem Schwierigkeitsgrad leisten sich die Wachleute viele kleine Ausfälle und vergessen zu schnell, dass Nate und Sam gerade noch einen Kollegen umgelegt haben.

Außerdem wirkt es zwischendurch ein bisschen merkwürdig, dass Sam oder in einigen Einsätzen auch Sullivan nicht von Wachen entdeckt werden. Das sorgt zwar für weniger Frust, ist aber letztlich eine kleine Logiklücke. Außerdem trifft man im Spielverlauf viel zu oft auf immer wiederkehrende Gegnertypen. Die vermummten Klonkrieger stören zwar bedingt, trotzdem hätte dem Spiel größere Gegnervielfalt gut getan.

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Der lediglich solide Mehrspieler-Modus: Der zweite kleine Kritikpunkt ist sicherlich Motzen auf enorm hohem Niveau. Der Multiplayermodus von „Uncharted 4“ kann nämlich den im Singleplayer gesetzten hohen Standard des Spiels nicht halten. Stattdessen gibt es gefühlt eine ganze Reihe von Titeln die Deathmatches und andere Spielarten besser umsetzen.

Immerhin erweitert Naughty Dog seine Spielmechanik um Mystikfertigkeiten und zurufbare Computer-Schergen, die euch im Kampf unterstützen. Durch Auflevelen schaltet ihr neue Ausrüstungsgegenstände frei. In den acht vergleichsweise verschachtelten Karten kommt es zudem vermehrt auf Teamwork an, was den Kämpfen durchaus gut tut. Insgesamt ist der Mehrspielermodus eine launige Ergänzung, aber andere Actionspiele bieten weitaus mehr.

9.5

Wertung und Fazit

PRO
  • geniale Präsentation
  • spannendes Drehbuch
  • gut ausbalancierte Missionen
CONTRA
  • gelegentlich KI-Patzer
  • geringe Gegnervielfalt
  • Multiplayer-Modus "nur" solider Durchschnitt

Uncharted 4: Das Bombastspiel im Test

Was für ein Spiel! Naughty Dog hält mit „Uncharted 4: A Thief's End“ wirklich alles, was im Vorfeld versprochen wurde. Nathan Drakes viertes Abenteuer ist das wahrscheinlich schönste Spiel der aktuellen Konsolengeneration und zeigt, was auf der Playstation 4 möglich ist. Die pure Grafikleistung untermauern die Entwickler mit einer absolut makellosen Inszenierung, in der wunderschöne Schauplätze mit genialen Action-Passagen Hand in Hand gehen. Abseits des Grafikbombast ist „Uncharted 4“ aber auch ein verdammt gutes Action-Adventure mit stärkerem Fokus auf dem Erkunden der Umgebung. Dadurch ist der Spielverlauf längst nicht so repetitiv wie in früheren Teilen.

Die dennoch eingestreuten Wellenangriffe werden nun durch eine solide, wenn auch nicht perfekte Stealth-Mechanik aufgelockert. Die Actionpassagen bleiben somit eher Triebfeder für weitere Erkundungstouren und Rätselelemente. Tatsächlich gefällt uns dieser leichte Tempowechsel ganz ausgezeichnet, da wir „Uncharted“ schon immer für einen lediglich soliden Third-Person-Shooter, dafür aber für ein grandioses, erzählendes Abenteuerspiel erachtet haben. „Uncharted 4: A Thief's End“ jedenfalls reiht sich für uns gleich neben dem zweiten Teil der Reihe ein und überzeugt somit auf ganzer Linie. Spielzeit, Dramaturgie, Drehbuch – Wer hier nicht unterhalten wird, der geht auch zum Lachen in den Keller.

Hotlist

Kommentare

animefreak18

animefreak18

05. Mai 2016 um 09:09 Uhr
Tim3killer

Tim3killer

05. Mai 2016 um 09:16 Uhr
samonuske

samonuske

05. Mai 2016 um 09:34 Uhr
Frauenarzt

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05. Mai 2016 um 10:17 Uhr
KingTimon23

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05. Mai 2016 um 10:20 Uhr
Badman1975

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05. Mai 2016 um 10:28 Uhr
X-Station

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05. Mai 2016 um 10:31 Uhr
Cheaterarescrub

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Edelstahl

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skywalker1980

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05. Mai 2016 um 19:55 Uhr
skywalker1980

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06. Mai 2016 um 01:14 Uhr
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06. Mai 2016 um 11:01 Uhr
bonronone

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08. Mai 2016 um 00:06 Uhr
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09. Mai 2016 um 16:08 Uhr
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19. Mai 2016 um 00:29 Uhr