Resident Evil: Ist die Netflix-Serie wirklich so schlecht wie ihr Ruf? - Serienkritik

Einmal mehr wurde Capcoms "Resident Evil"-Franchise verfilmt und das nun erstmals in Form einer Live-Action-Serie bei Netflix. Ob die Show eure Zeit wert ist, verraten wir euch nachfolgend in unserer Serienkritik.

Resident Evil: Ist die Netflix-Serie wirklich so schlecht wie ihr Ruf? – Serienkritik
"Resident Evil" ist seit dem 14. Juli 2022 exklusiv bei Netflix verfügbar.

Mit der schlicht „Resident Evil“ betitelten Serie erhitzt aktuell eine neue Videospiel-Verfilmung die Gemüter. Während das Kritikerecho bisher sehr gemischt ausfällt, strafen viele Zuschauer die Netflix-Show gnadenlos ab. Doch ist das Projekt wirklich so schlecht wie sein Ruf?

Zombie-Apokalypse folgt auf Highschool-Drama

Ehe wir uns dieser Frage näher annehmen, zunächst ein kurzer Story-Überblick. Die Serie spielt auf zwei Zeitebenen, einmal im Jahr 2022 und dann in der Zukunft des Jahres 2036. 2022 zieht Albert Wesker mit seinen beiden Töchtern, Billie und Jade, nach New Raccoon City, wo der Umbrella Konzern sich aus der Asche erheben will.

Um die einstigen Gräueltaten der Vergangenheit vergessen zu machen und der Firma ein positives Image zu geben, soll ein neues Medikament auf den Markt gebracht werden. Federführend bei diesem ambitionierten Projekt ist der bekannte „RE“-Schurke, der sich jedoch gleichzeitig um seine Kinder kümmern muss, die ihrerseits einige Probleme damit haben, sich an diesen Ort zu gewöhnen und an ihrer neuen Schule zurechtzufinden.

14 Jahre später steht die Welt derweil am Abgrund: Die Menschheit wurde beinahe vollständig ausgelöscht, denn ein verheerendes Virus hat sich wie ein Lauffeuer verbreitet und zahllose Menschen sowie andere Lebewesen in Zombies verwandelt. Mittendrin ist eine inzwischen erwachsene Jade, die die Zombies studiert, um womöglich einen Weg zu entdecken, wie sich die Überlebenden vor ihnen schützen können.

Des Weiteren wird sie schon bald von den Ereignissen aus ihrer Vergangenheit eingeholt, denn ihre Verbindung zur Umbrella Corporation könnte ihr zum Verhängnis werden. Zudem muss sich Jade bald der Frage stellen, was mit ihrer Schwester Billie damals tatsächlich passiert ist. Wir bekommen somit eine Mischung aus einem Weltuntergangsszenario und einem Highschool-Drama serviert, die sich zeitlich langsam einander annähern.

Diese nichtlineare Erzählweise – wir springen immer zwischen beiden Zeitebenen hin und her – kann funktionieren, wenn sie kompetent umgesetzt wird. Idealerweise arbeiten die Drehbuchautoren auf ein bestimmtes Ziel hin und die zwei Zeitebenen vertiefen das Verständnis der Zuschauer über die Welt und das Handeln der Figuren. Allerdings hat die neueste Auskopplung von Capcoms legendärem Franchise genau hier gravierende Defizite.

Schwaches Drehbücher und trashige Dialoge

Das größte Problem der Serie ist, dass dieses zuvor erwähnte Ziel nie erreicht wird. Die Handlung wird zwar vorangetrieben und auch ein paar Charaktere entwickeln sich weiter, allerdings scheint es so, als hätten sich die Verantwortlichen im Hintergrund noch keine wirklichen Gedanken darüber gemacht, wo all das einmal hinführen soll. Es wirkt deshalb etwas planlos und die immer wieder eingestreuten Easter Eggs dürften „Resident Evil“-Fans kaum darüber hinweghelfen.

Als wäre das noch nicht schlimm genug, agieren auch die Figuren oftmals sehr gezwungen und machen einen entsprechend unnatürlichen Eindruck. Drehbuch und Story verlangen von ihnen teils absurd dämliche, fast schon grenzdebile Aktionen, die sie ausführen müssen, um den Plot voranzubringen. Die erwachsene Jade beschließt beispielsweise, ein Pheromon, auf das die mit dem T-Virus infizierten Menschen auf ganz spezielle Weise reagieren, gewissermaßen in einer Wohnsiedlung zu testen. Was könnte da nur nicht so laufen, wie geplant? Richtig, ihr ahnt es bereits, so ziemlich alles.

Ähnlich verhält es sich mit den Dialogen, die sich oftmals schlichtweg trashig anhören. Es ist selbstverständlich nicht so, dass die Games-Vorlage für irgendeinen Teil mal einen Preis für ihr hervorragendes Writing verdient gehabt hätte, doch daraus ergab sich in den Spielen zumindest oft ein gewisser B-Movie-Charme und genau der ist es, welcher der neuen Serie fehlt. Wenn selbst Teenie-Dramen wie „Riverdale“, das wegen seiner Drehbücher selbst von langjährigen Fans immer wieder hart gerügt wird, bessere Dialoge zustande bringt, sollten sich die „RE“-Macher ernsthafte Gedanken machen.

Das soll nun nicht bedeuten, dass der jüngste Versuch, einen der Urväter des Survival-Horror-Genres zu verfilmen, keine eigenen Ideen hätte. Einige davon sind sogar gar nicht mal schlecht, etwa das Mysterium rund um den wiederauferstandenen Bösewicht Albert Wesker. Allerdings werden diese Einfälle nahezu immer auf die denkbar simpelste und unoriginellste Art umgesetzt, weshalb sie hinter ihrem durchaus vorhandenen Potential zurückbleiben.

Darüber hinaus sind ebenfalls die Charaktere selbst unterentwickelt. Einige von ihnen dürfen sich zwar im Laufe der insgesamt acht circa einstündiges Episoden zumindest etwas wandeln und erhalten so neue Facetten, doch insgesamt wirkt der Großteil der Hauptfiguren flach und auch unsympathisch. Aufgrund der weiter oben erwähnten Art, wie Jade, Billie & Co. immer wieder agieren, fällt es schwer, sich ihnen verbunden zu fühlen und eine echte Beziehung aufzubauen.

Das Drehbuch ist definitiv die größte Schwäche von Netflix‘ „Resident Evil“-Serie und leidet unter der spürbaren Planlosigkeit der Verantwortlichen. Hier geben sich teils fragwürdig agierende Charaktere und trashige wie gleichermaßen unnatürliche Dialoge die Klinke in die Hand. Abgerundet wird all dies von einem unausgegorenen Pacing (Erzähltempo), das unter dem nicht immer nachvollziehbaren Timing der Zeitebenen-Wechsel leidet.

Auch wenn sich dieser Text bis hierhin arg negativ liest, so hat die Show durchaus ihre positiven Aspekte. Durch die neuen Ideen erhalten wir hier einen sehr eigenständiges Ableger des Franchise, der zwar den Kanon der Games immer wieder referenziert, gleichzeitig jedoch versucht, auf eigenen Beinen zu stehen. Doch gerade für eingefleischte Fans dürfte die Serie in manchen Aspekten wohl etwas zu sehr von der Vorlage abweichen. Das bringt uns somit zur großen Frage:

Für wen ist die neue Resident Evil-Serie gemacht?

Solltet ihr ein grundlegendes Interesse an „Resident Evil“ mitbringen und euch auf das Setting sowie die Prämisse der Show einlassen können, dürftet ihr euch über einige erzählerische Einfälle sowie verschiedene Anspielungen freuen. Die blutige Action und die Auftritte einiger bekannter Monster aus der Videospiel-Vorlage, etwa Cerberus, Licker oder auch ein Tyrant, dürften ebenfalls für den einen oder anderen Schmunzler sorgen.

Falls ihr bisher allerdings keinerlei Berührungspunkte mit diesem Universum gehabt haben solltet, dürfte die Serie kein idealer Einstiegpunkt sein. Während sich Fans für einige Entwicklungen innerhalb der Story, gerade jener mit starkem Bezug zur Games-Vorlage, noch freuen könnten, gehen diese an Neulingen natürlich vorbei. Entsprechend dürften die zuvor genannten Defizite hier schwerer ins Gewicht fallen. Es dürfte durchaus geeignetere Einstiegspunkte in die Reihe als die neueste Netflix-Show und im Serienbereich genug thematisch ähnliche Serien geben, die sowohl besser geschrieben als auch kompetenter inszeniert sind.

Leider können auch einige gut aufgelegte Mitglieder des „Resident Evil“-Casts dieses Werk nicht mehr gänzlich retten. Lance Reddick („John Wick“-Reihe) spielt eine überaus interessante Version des Kultschurken Albert Wesker und ist das größte Highlight dieser Produktion. Als Zuschauer ist zu spüren, wie der Darsteller wirklich alles gibt, um das Maximum aus den eher bescheidenen Drehbüchern herauszuholen und seine Performance ist dabei durchaus sehenswert.

Selbiges gilt für Ella Balinska, die die erwachsene Jade verkörpert und die Gaming-Fans nächstes Jahr als Hauptdarstellerin im Action-Rollenspiel „Forspoken“ sehen können, sowie Paola Nuñez („Bad Boys for Life“) in der Rolle der Antagonistin Evelyn Marcus. Beide sind merklich mit Herz und Seele darum bemüht, eine vernünftige Leistung abzuliefern, doch angesichts der ihnen gegebenen Materialien stoßen sie an gewisse Grenzen.

Ist die neueste „Resident Evil“-Serie also tatsächlich so schlecht wie ihr Ruf? Zu einem großen Teil, ja. Es ist den Machern hoch anzurechnen, dass sie versuchen, ihren eigenen Platz innerhalb dieses großen Franchise finden zu wollen und sie dafür gewillt sind, gewisse Risiken einzugehen und eigene Ideen einzubringen. Dieses Vorhaben mag zwar kaum aufgehen, doch es ist definitiv ein einzigartiger Beitrag zur Marke. All jene, die ihre Erwartungen nach unten schrauben und die Show als das betrachten, was sie sein will – unkomplizierte, mitunter trashige Action –, könnten hier trotz der Schwächen kurzweiligen Spaß mit der Serie haben.

Allerdings leidet die neueste „RE“-Serie am Ende unter ihrem mitunter miserablen Skript, einem unausgegorenen Pacing sowie den vielen unsympathisch agierenden Charakteren und das in einem Maße, dass selbst einige gute Schauspielleistungen und eine ordentliche Portion Fan-Service dies kaum mehr ausbügeln können. Auf eine rundum gelungene Live-Action-Adaption des beliebten Franchise müssen Fans somit vermutlich noch einige Zeit warten.

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